Konsensillusion false consensus effect
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Synonyme
false consensus effect, Konsensillusion
Definitionen
Dass allgemein überschätzt wird, in welchem Ausmaß andere Menschen und
speziell Freunde die eigenen Ansichten teilen, ist ein ab den 1930er Jahren
sporadisch erwähntes und später auch empirisch erforschtes Phänomen. Seinen
heutigen Namen false consensus effect trägt es seit einer 1976 veröffentlichten
Studie, die die Ergebnisse diverser Experimente zusammenfasste. Die
Psychologen Lee Ross, David Greene und Pamela House baten Studierende
unter anderem, eine halbe Stunde lang mit einem Schild »Eat at Joe’s« – oder
in einer Variante des Experiments »Repent!« – über den Campus der Stanford
University zu laufen. Diejenigen, die einwilligten, glaubten, dass auch
knapp zwei Drittel ihrer Mitmenschen dazu bereit wären. Aber auch die Studierenden,
die das Schild nicht tragen wollten, gingen davon aus, dass zwei
Drittel ihrer Mitmenschen sich genau wie sie entscheiden würden. (Tatsächlich war die Verteilung im Experiment jeweils etwa fünfzig zu fünfzig.) Die
Studie stieß auf großes Interesse, in den folgenden zehn Jahren erschienen an
die fünfzig Veröffentlichungen mit neuen Daten.
Bemerkungen
Fazit: Gehen Sie davon aus,
dass Ihre Sicht der Dinge von der
Allgemeinheit nicht getragen wird.
Mehr noch, gehen Sie davon aus,
dass jene, die anders denken, keine
Idioten sind. Seien Sie nicht ihnen
gegenüber skeptisch, sondern
zuerst gegenüber sich selbst.
Den Falscher-Konsens-Effekt
findet man in Interessenverbänden
und politischen Splitterparteien
– sie überschätzen die Brisanz
ihrer Anliegen systematisch.
Offensichtlich wird dieser Effekt
zum Beispiel bei der Frage, wie
dramatisch die Klimaerwärmung
einzuschätzen sei. Wie auch
immer
ihr Standpunkt in dieser
Sache ist, sie werden vermutlich
glauben, die Mehrheit der Bevölkerung
teile ihre Ansicht. Wenn
sich Politiker überzeugt geben, gewählt
zu werden, ist das deshalb
nicht bloss Zweckoptimismus. Sie
überschätzen ihre Wahlchancen
systematisch und ungewollt.
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8 Erwähnungen 
- Knowledge Communication Problems between Experts and Managers - An Analysis of Knowledge Transfer in Decision Processes (Martin Jürg Eppler) (2004)
- Enhancing computer-supported writing of learning protocols by adaptive prompts (Rolf Schwonke, Sabine Hauser, Matthias Nückles, Alexander Renkl) (2005)
- The Concept of Knowledge Communication and Its Relevance to Management (Martin Jürg Eppler) (2005)
- Die Kunst des klugen Handelns - 52 Irrwege, die Sie besser anderen überlassen (Rolf Dobelli) (2012)
- Die Wir-Verwirrung - Kontextfusion und Konsensillusion (Kathrin Passig) (2013)
- Generation »Social Media« - Wie digitale Kommunikation Leben, Beziehungen und Lernen Jugendlicher verändert (Philippe Wampfler) (2014)
- Digitale Paranoia - Online bleiben, ohne den Verstand zu verlieren (Jan Kalbitzer) (2016)
- Affekt Macht Netz - Auf dem Weg zu einer Sozialtheorie der Digitalen Gesellschaft (Rainer Mühlhoff, Anja Breljak, Jan Slaby) (2019)


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