Wahrheit ist die Erfindung eines LügnersGespräche für Skeptiker
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Ein wunderbares Buch! Meiner Meinung nach das beste, um die Gedanken von Heinz von Foerster und seiner Neugierologie kennen zu lernen.
Zusammenfassungen
How real is reality? Are our images of the world mere inventions, or does an external reality correspond to them? Is it possible to know truth?
These are the questions that physicist and philosopher Heinz von Foerster and journalist Bernhard Poerksen debate about in their conversations. Together, they explore the borders of our capacity for knowledge. They discuss the seeming objectivity of our sensual perception, the consequences of "truth terrorism" and the connections between knowledge and ethics, sight and insight.
Wie wirklich ist die Wirklichkeit? Sind unsere Weltbilder lediglich Erfindungen, oder entspricht ihnen eine äussere Realität? Ist Wahrheitserkenntnis möglich?
Es sind diese Fragen, die der Physiker und Philosoph Heinz von Foerster und der Journalist Bernhard Pörksen in ihren Gesprächen debattieren. Gemeinsam erkunden sie die Grenzen unseres Erkenntnisvermögens, diskutieren die scheinbare Objektivität unserer Sinneswahrnehmung, die Folgen des Wahrheitsterrorismus und den Zusammenhang von Erkenntnis und Ethik, Sicht und Einsicht.
Kapitel 
- Biologie der Wahrnehmung (Seite 15 - 28)
- Facetten der Wahrheit (Seite 29 - 42)
- Die Gefahr des Etiketts (Seite 42 - 46)
- Erklärung der Erklärung (Seite 46 - 63)
- Pädagogik (Seite 65 - 76)
- Psychotherapie (Seite 76 - 83)
- Management (Seite 83 - 97)
- Kommunikation (Seite 97 - 103)
- Kybernetik (Seite 105 - 121)
- Erkenntnis und Ethik (Seite 151 - 166)
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Zitate im Buch
Man muss sich einfach klarmachen, dass jede Vorstellung von einem Gesetz eine hemmende Wirkung besitzt.
Schon von Ludwig Wittgenstein wissen wir, dass der Glaube an den Kausalnexus ein moderner Aberglaube ist.
Wenn der Begriff der Wahrheit überhaupt nicht mehr vorkäme, könnten wir vermutlich alle friedlich miteinander leben.
Wäre es nicht möglich, so denke ich manchmal, den Verweis auf die Wahrheit durch die Idee des Vertrauens zu ersetzen?
Aber nur die Fragen, so lautet mein metaphysisches Prinzip, die im Prinzip unentscheidbar sind, können wir entscheiden.
Die Welt als eine Erfindung aufzufassen, heisst, sich als ihren Erzeuger zu begreifen; es entsteht Verantwortung für ihre Existenz.
Die Suche nach einer Definition freut mich nicht besonders, da auf diese Weise stets eine konzeptionelle Grenze ins Leben gerufen wird.
Ich habe überhaupt keine Erkenntnistheorie, sondern ich staune, ich lasse mich von der Welt faszinieren - und versuche, sie zu verstehen.
Aufgabe der Pädagogik: Enttrivialisierung, auf andere Antworten aufmerksam machen, zu einer Vielfalt der Lösungen und Sichtweisen anregen.
Eine die Verantwortung sichtbar machende Formulierung müsste lauten: 'Es ist so, wie Du es sagst.' und nicht: 'Ich sage es, weil es so ist."
Mich beschäftigt nicht irgendeine Epistemologie, sondern meine gesamte Erkenntnistheorie ist eigentlich, wenn man so will, eine Neugierologie.
Mit diesem so beliebten Gesellschaftsspiel, die eigene Verantwortung irgendwie wieder loszuwerden, möchte ich ausdrücklich nichts zu tun haben.
Ich möchte darauf hinweisen, dass ich nicht so sehr ein expliziter Erkenntnistheoretiker bin, sondern ein Mensch, der nach seinem eigenen Gewissen handelt.
Mein Ziel ist es, den grossen Worten zu entgehen, überall Löcher in diese Wortballons zu pieksen und auch zu einer Skepsis gegenüber dem Konstruktivismus zu inspirieren.
In dem Moment, in dem man von Wahrheit spricht, entsteht ein Politikum, und es kommt der Versuch ins Spiel, andere Auffassungen zu dominieren und andere Menschen zu beherrschen.
Die Referenz auf die Aussenwelt und das Gegebene lässt sich, so behaupte ich, wunderbar verwenden, um die eigene Verantwortung zu eliminieren. Das ist der tiefe Schrecken der Ontologie.
Die übliche Vorstellung von einem Lehrer ist, dass er alles weiss - und die Kinder, die Schüler, nichts wissen. Lernen wäre demnach als die schrittweise Beseitigung von Unwissen zu begreifen.
Worauf es ankommt ist, dass ethische Fragen nicht zurückgelehnt im Lehnstuhl besprochen werden können; sie ergeben sich in einer konkreten Situation, sie sind nicht abgehoben und losgelöst debattierbar.
Wenn jemand von Gesundheit spricht, wenn das Wort Therapie oder unter den Anhängern eines New Age der Begriff der Heilung auftaucht, wird sofort die Idee der Krankheit eingeführt und der andere implizit pathologisiert.
Meine Vorstellung ist dagegen, dass das Wissen von einem Menschen selbst generiert wird und es im wesentlichen darauf ankommt, die Umstände herzustellen, in denen diese Prozesse der Generierung und Kreation möglich werden.
Aber [...] [es] ist nicht mein Problem, wenn ein anderer sich in die Blindheit gegenüber der Vielzahl der Möglichkeiten flüchtet, damit muss dieser Mensch selbst fertig werden. Ich würde niemals versuchen, ihn zu überzeugen.
Der Begriff der Wahrheit ist, wenn man es genau nimmt, ein Chamäleon der Philosophiegeschichte mit einer - je nach Benutzer - immer etwas anderen Färbung- Bei Descartes hat das Wort Flecken, bei Kant Streifen, bei Schopenhauer Punkte.
Wissen lässt sich nicht vermitteln, es lässt sich nicht als eine Art Gegenstand, eine Sache oder ein Ding begreifen, das man - wie Zucker, Zigaretten, Kaffee - von A nach B transferieren kann, um in einem Organismus eine bestimmte Wirkung zu erzeugen.
Mein Ziel ist es vielmehr, den Begriff der Wahrheit selbst zum Verschwinden zu bringen, weil sich seine Verwendung auf eine entsetzliche Weise auswirkt. Er erzeugt die Lüge, er trennt die Menschen in jene, die recht haben, und jene, die - so heisst es - im Unrecht sind.
Mein Wunsch wäre es, meine Sprache so zu beherrschen, dass Ethik in jedem Dialog - ganz gleich ob es um Politik, Wissenschaft, Poesie oder was auch immer geht - implizit bleibt, so dass ich, wenn ich einen bestimmten Satz gesagt habe, immer noch ein anständiger Mensch bin.
Nehmen Sie nur die Frage: Was ist Sprache? In dem Moment in dem man diese Frage stellt, wird Sprache erzeugt. Sprache läßt sich nicht ontologisch und mit dem Hinweis auf irgendein merkwürdiges Organ, von dessen Existenz der Linguist Noam Chomsky ausgeht, erklären, sondern nur ontogenetisch. Sprache ist nicht, sie geschieht.
Ich möchte den Glauben an [...] [die] absolute Gültigkeit [von Gesetzen] irritieren. Sie möchten wissen, dass es eine Zeit in meinem Leben gab, in der die Gesetze so komplett wahnsinnig waren, dass man einfach hätte sagen müssen: Diese widerlichen Gesetze müssen weg, sie passen nicht zu einem menschlichen Miteinander, die Gesetzgeber gehören eingesperrt.
Meine Auffassung ist in der Tat, dass die Rede von der Wahrheit katastrophale Folgen hat und die Einheit der Menschheit zerstört. Der Begriff bedeutet - man denke nur an die Kreuzzüge, die endlosen Glaubenskämpfe und die grauenhaften Spielformen der Inquisition - Krieg. Man muss daran erinnern, wie viele Millionen von Menschen verstümmelt, gefoltert und verbrannt worden sind, um die Wahrheitsidee gewalttätig durchzusetzen.
Wenn wir uns [...] als die Erfinder und Erzeuger unsrer Umwelt verstehen, dann existiert das Problem der Anpassung überhaupt nicht. Es verschwindet. Denn man kann doch nicht etwas erfinden, was man nicht erfinden kann und was nicht zu einem passt. Also sind wir immer und in jedem Fall angepasst. Und diese Einsicht ist es, die, so meine ich, den Menschen näher zum Menschen bringt: Er wird zum Vater oder zur Mutter aller Dinge und aller Erscheinungen.
Ich will noch einmal betonen, dass ich im Grunde genommen aus der gesamten Diskussion über Wahrheit und Lüge, Subjektivität und Objektivität aussteigen will. Diese Kategorien stören die Beziehung von Mensch zu Mensch, sie erzeugen ein Klima, in dem andere überredet, bekehrt und gezwungen werden. Es entsteht Feindschaft. Man sollte diese Begriffe einfach nicht mehr verwenden, da sie, so behaupte ich, durch blosse Erwähnung und auch durch die Verneinung oder Ablehnung am Leben erhalten werden.
Ob jemand, der einen Psychotherapeuten aufsucht, krank ist oder gesund - wer weiss das schon? Sicher ist doch lediglich, dass dieser Mensch an seinem Unglück leidet. Er kommt, um Hilfe zu suchen, nicht um geheilt zu werden. Und die Trauer über die eigene Verfassung oder den Zustand der Welt ist nicht notwendigerweise pathologisch, sondern womöglich viel eher ein Zeichen mentaler Gesundheit: Man merkt, dass irgend etwas nicht stimmt, dass etwas nicht in Ordnung ist, dass es einen guten Grund gibt, um traurig zu sein.
Ich fände es angenehmer, wenn man mir zuhören würde, ohne mich mit irgendeiner Vokabel festzunageln, ohne gleich zu etikettieren: Heinz von Foerster, das ist ein Konstruktivist! Und das sind die Leute, die glauben, dass alles Illusion ist, dass in der Welt keine wirklichen Gegenstände herumkugeln. Mir würde es eher gefallen, wenn man sich fragen würde: wer ist dieser Heinz von Foerster? Natürlich ist er verrückt, das ist schon klar. Aber wer ist er? Was möchte er sagen? In dem Moment, in dem der andere sich diese Fragen stellt, beginnt er zuzuhören. Unser Gespräch bekommt eine Basis. Und der Tanz des gemeinsamen Dialogs kann beginnen.
Denken Sie nur an den gesellschaftlichen Umgang mit Kindern, die sich - zu unserem Schrecken - vielfach auf eine nichttriviale Weise verhalten. Man fragt ein Kind: "Was ist zwei mal zwei?" Und es sagt: "Grün!" Eine solche Antwort ist auf eine geniale Weise unberechenbar, aber sie scheint uns unzulässig, sie verletzt unsere Sehnsucht nach Sicherheit und Berechenbarkeit. Dieses Kind ist noch kein berechenbarer Staatsbürger, und vielleicht wird es eines Tages nicht einmal unseren Gesetzen folgen. Die Konsequenz ist, daß wir es in eine Trivialisationsanstalt schicken, die man offiziell als Schule bezeichnet. Und auf diese Weise verwandeln wir dieses Kind Schritt für Schritt in eine triviale Maschine, das unsere Frage "Was ist zwei mal zwei?" auf immer dieselbe Weise beantwortet.
Zitationsgraph
Zitationsgraph (Beta-Test mit vis.js)
Zeitleiste
13 Erwähnungen 
- KybernEthik (Heinz von Foerster) (1993)
- Short Cuts 5 - Handle stets so, dass die Anzahl der Wahlmöglichkeiten größer wird (Heinz von Foerster) (2001)
- Ich wusste gar nicht, dass ich Prosa sprechen kann! - Ein Essay über die Management-Kybernetik (Maria Pruckner) (2002)
- Ausbildung der Ausbildenden - Exemplarische Materialien aus sieben Kompetenzbereichen zur Vor- und Nachbereitung von komplexen Praxissituationen (Geri Thomann) (2002)
- XML Topic Maps - Creating and Using Topic Maps for the Web (Jack Park, Sam Hunting) (2002)
- 15. Topic Maps in Knowledge Organization (Alexander Sigel)
- 15. Topic Maps in Knowledge Organization (Alexander Sigel)
- Konstruktivistische Erwachsenenbildung - Darstellung, Analyse und Kritik aus integrativer Perspektive (Ferdinand Messner) (2002)
- 4. Heinz von Foerster: Kybernetik zweiter Ordnung
- Space Invaders Bonus Level - Spielraum im digitalen Äther (Diplomarbeit HGZH 2004) (Christoph Burgdorfer) (2004)
- Content Management Systeme als Infrastruktur des schulischen Lernens (Björn Reetz) (2004)
- Geschichte(n) im Netzwerk - Hypertext und dessen Potenziale für die Produktion, Repräsentation und Rezeption der historischen Erzählung (Jakob Krameritsch) (2005)
- 6. Hypertext II: Diskurse und Potenziale
- Ich lerne, also bin ich - Eine systemisch-konstruktivistische Didaktik (Rolf Arnold) (2007)
- Die Form der Unruhe - Band 2 - Die Praxis (Tina Piazzi, Stefan M. Seydel) (2010)
- Abschied von der Panikmache - Die Idee einer konstruktivistischen Universität (Bernhard Pörksen) (2013)
Co-zitierte Bücher

Der mittlere Weg der Erkenntnis
Der Brückenschlag zwischen wissenschaftlicher Theorie und menschlicher Erfahrung
The Embodied Mind
(Francisco J. Varela, Evan Thompson, Eleanor Rosch) (1991)

Sprache - Denken - Wirklichkeit
Beiträge zur Metalinguistik und Sprachphilosophie
Language, Thought and Reality
(Benjamin Lee Whorf) (1956)
Knoten
(Ronald D. Laing) (1972)Wir sehen nicht, dass wir nicht sehen
Heinz von Foerster: Ein Portrait des Mitbegründers der Kybernetik
(
Heinz von Foerster, Hermann Rotermund) (1998)

Konstruktivismus und Kognitionswissenschaft
(Albert Müller, Friedrich Stadler, Karl H. Müller) (1997)



Systemisch-konstruktivistische Pädagogik
Einführung in Grundlagen einer interaktionistisch-konstruktivistischen Pädagogik
(Kersten Reich) (2002)
Volltext dieses Dokuments
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![]() | Die Gefahr des Etiketts: Kapitel als Volltext ( : , 1954 kByte) |
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Externe Links
Interview mit Heinz von Foerster: Ausschnitte aus dem Buch 'Wahrheit ist die Erfindung eines Luegners' ( : Link unterbrochen? Letzte Überprüfung: 2020-11-28 Letzte erfolgreiche Überprüfung: 2020-05-11) |
Standorte 
Bibliographisches 
| Titel | Format | Bez. | Aufl. | Jahr | ISBN | ||||||
| Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners | D | Paperback | - | - | 1998 | 3896700960 | ![]() |
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||
| Understanding Systems | E | - | - | - | 2002 | 3896702343 | ![]() |
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|
| La verità è l'invenzione di un bugiardo | I | - | - | - | 2001 | 8883531132 | ![]() |
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Beat und dieses Buch
Beat hat dieses Buch vor seiner Dissertation ins Biblionetz aufgenommen. Die bisher letzte Bearbeitung erfolgte während seiner Zeit am Institut für Medien und Schule. Beat besitzt ein physisches und ein digitales Exemplar. (das er aber aus Urheberrechtsgründen nicht einfach weitergeben darf). Aufgrund der vielen Verknüpfungen im Biblionetz scheint er sich intensiver damit befasst zu haben. Beat selbst sagt, er habe dieses Dokument intensiv gelesen.

Beobachtung
Computer
Denken
Erfinden
Erklärungsprinzip
Evolution
Freiheit
Gehirn
Gesundheit
Hierarchie
Intelligenz
Kinder
Kommunikation
Kooperation
Krankheit
Krieg
Künstliche Intelligenz (KI / AI)
Leben
LehrerIn
Lernen
Macht
Management
Maschine
Maschine, nichtriviale
Maschine, triviale
Mathematik
Nervensystem
Neuron
Neuronales Netz
Psychotherapie
Schule
Sprache
Staat
Wahrheit
Wahrnehmung
Wissen
Wissenschaft






















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